200 Jahre Druckgeschichte – RISM B/I nun komplett im RISM-Katalog
Thursday, February 17, 2022
Alles fing mit dem berühmten ersten Petrucci-Druck von 1501 an (siehe Abbildung). Nach ca. vier Jahren Bearbeitungszeit sind inzwischen alle Titel aus B/I Recueils imprimés, XVIe-XVIIe siècles (über 2.700 Einträge) überarbeitet und im RISM-Katalog recherchierbar. Wie bei allen Datensätzen im RISM-Katalog hat auch jeder Datensatz von B/I eine eindeutige RISM-ID-Nummer und die ursprünglichen B/I-Nummern sind als Referenzen angegeben.
Zu den einzelnen Projektetappen, sei auf die verschiedenen Berichte verwiesen:
- November 2017: RISM B/I (Recueils imprimés XVIe Siècles) Version 2.0 - Bericht aus der Zentralredaktion
- April 2018: Musikdrucke bis 1550: Bericht aus der Zentralredaktion II
- März 2019: Sammeldrucke ab 1601: Die erste Dekade ist jetzt online
- Juli 2020: Überarbeitung der Sammeldrucke ab 1601: Es ist ein Ende in Sicht!
Wenn man diese 200 Jahre Druckgeschichte irgendwie zusammenfassen möchte, könnte man von der Zeit der Typographie sprechen. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, die im 17. Jahrhundert zahlreicher werden; siehe das beschriebene Beispiel: Frühste Notenstiche der Musikgeschichte – Simone Verovio.
Auch was die Druckorte angeht, diversifiziert sich der Befund. Während zu Beginn Sammeldrucke aus Italien und dem deutschen Sprachgebiet besonders häufig begegnen, trifft man bald zunehmend auf Publikationen aus Paris, Antwerpen und London. So ist es nicht verwunderlich, dass der allerletzte B/I-Eintrag ein gestochener Londoner Druck ist. Das hier abgebildete Beispiel aus demselben Jahr wiederum ist ein Pariser Typendruck, der eine weitere Tendenz aufzuzeigen vermag: gegen Ende des 17. Jahrhunderts wurden mehr und mehr Sammeldrucke periodischen Charakters verlegt. In regelmäßigen Lieferungen verbreiteten sie aktuelle Stücke der gefragten Gattungen und Komponisten. Das setzte sich auch im 18. Jahrhundert fort.
Auch wenn nun die Überarbeitung der B/I-Titel abgeschlossen ist, besteht weiterhin die Möglichkeit, diese zu bearbeiten und zu verbessern. Insbesondere bei Drucken, die bislang nicht digitalisiert und/oder besonders selten überliefert sind. Trotz der mannigfaltigen Überschneidungen zur Serie A/I (Einzeldrucke vor 1800) gibt es noch eine erhebliche Anzahl von A/I-Titeln, vor allem des 17. Jahrhunderts, die in ähnlicher Manier überarbeitet werden müssten. Von jenen des 18. Jahrhunderts ganz zu schweigen.
Abbildung, oben: Harmonice Musices Odhecaton, Venedig: Petrucci, 1501 (B/I 1501|1; RISM ID no. 993103756). Einzig bekanntes Exemplar in I-Bc, Q.51.
Abbildung, Mitte: Recueil d’airs sérieux et à boire, Paris; C. Ballard 1700 (B/I 1700|2; RISM ID no. 993122141), B-Br Fétis 2.459 A (RP).
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