André-Drucke jetzt bis Plattennummer 1400 datiert
Monday, October 25, 2021
Bei der Datierung von Musikdrucken des 18. und 19. Jahrhunderts ist für viele Verlage bekanntermaßen die Platten- oder auch Verlagsnummer besonders hilfreich.
In den gedruckten Bänden der RISM Serie A/I waren bisher die wenigsten Drucke des Offenbacher Verlags Johann André datiert. (Ausnahme waren z.B. Drucke von Ignaz Pleyel, die nach dem Werkverzeichnis von Rita Benton datiert wurden.) Mit Hilfe der Verlagsbibliographie von Wolfgang Matthäus (RISM-Kurztitel: MatthäusA 1973) war es möglich, alle Drucke im RISM-Katalog bis zur Plattennummer 1400 zu datieren.
Matthäus wählt mit dem Jahr 1800 als Schlusspunkt seiner Betrachtung einen für den Verlag sehr entscheidenden Einschnitt in die Verlagsgeschichte. 1799 war der Verlagsgründer Johann André gestorben und der Sohn Johann Anton André übernahm die Geschäfte. Schon bald sollten bekanntermaßen mit der Hilfe von Alois Senefelder die ersten Lithographien bei André gedruckt werden, bis dahin wurden alle Werke bei André im Stich hergestellt, viele davon auch mit kleinen Illustrationen und Verzierungen auf den Titelblättern. Schauen Sie sich doch einfach einmal ein paar digitalisierte Drucke über den RISM-Katalog an (oben auf “Digitalisate” klicken), es lohnt sich.
In eben jene Umbruchszeit fällt außerdem der Ankauf des Mozartschen Nachlasses von seiner Witwe Constanze und der Veröffentlichung bisher ungedruckter Werke. Aber auch schon vorher waren bei André verschiedene Erstausgaben Mozarts erschienen (siehe HaberkampE 1986). Doch wie gelang es Matthäus eigentlich so viele Verlagswerke recht genau zu datieren? Dafür nutzte er Anzeigen in Zeitungen wie dem Frankfurter Staatsristretto, in dem Kommissionäre Andrés die Werke anzeigten.
Doch mit dem Jahr 1800 ist die Datierung der Drucke Andrés im RISM-Katalog noch nicht abgeschlossen. Glücklicherweise nahm Britta Constapel mit ihrer Verlagsbibliographie (ConstapelA 1998 in RISM) den Staffelstab auf und führte das Verzeichnis bis zu PN 6400 (ca. 1840) fort, allerdings nicht mehr so ausführlich wie Matthäus, der auch größtenteils diplomatische Titel zitiert und weitere Hinweise zu Nachauflagen usw. gibt.
Jean-Jaques Grasset, Sonate op. 3, Offenbach: André, [1798]; RISM A/I deest, RISM ID no. 1001121092.
Und noch ein Geheimtipp: Sollten Sie einmal bei einem Druck den Verlag nicht identifizieren können, weil beispielsweise das Titelblatt fehlt, schauen Sie doch einmal, ob bei den Noten die Plattennummer unten rechts am Rand vermerkt ist. Das könnte mit etwas Glück ein Hinweis darauf sein, dass es eine André-Ausgabe ist.
Abbildung, oben: Johann André, Lenore (4. Auflage), Offenbach: André, [1791]. RISM ID no. 990001067; A/I: A 1066. Alle Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Martin Bierwisch.
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