REPERTOIRE INTERNATIONAL DES SOURCES MUSICALES (RISM)
Zentralredaktion Frankfurt
Jahresbericht 2013
Träger: Internationales Quellenlexikon der Musik e.V., Kassel. Ehrenpräsident: Dr. Harald Heckmann, Ruppertshain; Präsident: Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Wolff, Cambridge/Leipzig (bis 22. Nov.) - Dr. Wolf-Dieter Seiffert (ab 22. Nov.); Vizepräsidentin: Catherine Massip, Paris (bis 22. Nov.) - Prof. Dr. Andrea Lindmayr-Brandl (ab 22. Nov.); Sekretär: Dr. Wolf-Dieter Seiffert, München (bis 22. Nov.) - Dr. Laurent Pugin (ab 22. Nov.); Schatzmeister: Prof. Dr. Klaus Pietschmann, Mainz; kooptierte Vorstandsmitglieder: Prof. Dr. Ulrich Konrad, Würzburg; Prof. Dr. John H. Roberts, Berkeley. Commission Mixte (Delegierte von AIBM und SIM): Chris Banks (AIBM); Prof. Dr. Sergio Durante (SIM), Massimo Gentili-Tedeschi (AIBM); Dr. John B. Howard (AIBM); Prof. Dr. Ulrich Konrad (SIM); Prof. Dr. Andrea Lindmayr-Brandl (SIM), Catherine Massip (AIBM); Dr. habil. Christian Meyer (SIM); Prof. Dr. John H. Roberts (AIBM); Prof. Dr. Dr. h.c. Christoph Wolff (SIM). Leiter der Zentralredaktion: Klaus Keil, Frankfurt.
Anschrift: Internationales Quellenlexikon der Musik, Zentralredaktion an der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg, Sophienstraße 26, D-60487 Frankfurt am Main, Tel.: 069/706231, Fax: 069/706026, E-Mail: contact@rism.info, Internet: http:// www.rism.info.
Verlage: für Serie A/I, für die Bände VIII,1 und 2 der Serie B sowie für Serie C: Bärenreiter-Verlag, Kassel; für Serie A/II, Internetdatenbank: EBSCO Publishing, Inc., Birmingham, USA; für Serie B (ohne Bände VIII,1 und 2): G. Henle Verlag, München.
Hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: Dr. Martina Falletta, Stephan Hirsch, Klaus Keil, Guido Kraus, Alexander Marxen, Jennifer Ward, Isabella Wiedemer-Höll.
Das Internationale Quellenlexikon der Musik (Répertoire International des Sources Musicales – RISM) mit der Zentralredaktion in Frankfurt steht unter dem Patronat der „Association Internationale des Bibliothèques, Archives et Centres de Documentation Musicaux“ (AIBM) und der „Société Internationale de Musicologie“ (SIM) und hat die Aufgabe, weltweit die gedruckte und handschriftliche Überlieferung der Musik zu dokumentieren. In einer Serie A/I werden zwischen 1600 und 1800 erschienene Einzeldrucke, in einer Serie A/II die Musikhandschriften nach 1600 mit einer ausführlichen Beschreibung inklusive der Fundorte nachgewiesen. Beide Serien sollten ursprünglich wie in den Bänden der Serie A/I alphabetisch nach Komponistennamen angeordnet sein. Da inzwischen beide Serien als Datenbanken veröffentlicht werden, können weitaus mehr Zugriffsmöglichkeiten angeboten werden. Die Serie B ist für Spezialrepertorien vorgesehen wie z. B. Sammeldrucke des 16. bis 18. Jahrhunderts, das deutsche Kirchenlied, musiktheoretische Quellen in lateinischer, griechischer, arabischer, hebräischer und persischer Sprache usw. Die Serien A/I, A/II und B werden durch eine Serie C, das „Directory of Music Research Libraries“, ergänzt.
Serie A/I: Erschienen in 9 Bänden, 4 Supplementbänden und als CD. Die CD-ROM zur Serie A/I ist im Dezember 2011 erschienen. Sie enthält alle Einträge der Bände 1–9 und 11–14. Ab 2014 dürfen die Daten der CD-ROM im RISM Online-Katalog ver-öffentlicht werden. Derzeit werden sie dafür und für zukünftige Ergänzungen durch die RISM-Arbeitsgruppen vorbereitet.
Serie B: Im Rahmen dieser Reihe sind bisher 31 Bände erschienen; zuletzt RISM B/XIII,1: Hymnologica Slavica. Band I, Hymnologica Bohemica, Slavica, Polonica, Sorabica. Notendrucke des 16. bis 18. Jahrhunderts. Bearbeitet von Karol Hławiczka, Jan Kouba, Leon Witkowski, Jan Raupp, Marie Skalická. (Revidiert und ergänzt von Teresa Krukowski und Gerhard Schuhmacher), München 2012.
Für den Band B/I, Sammeldrucke, wurde von Howard Mayer Brown eine Überarbeitung der Einträge von Quellen, die zwischen 1500 und 1550 erschienen sind, vorbereitet. Diese Überarbeitung wird nicht als Buch erscheinen, sondern wird in den Online-Katalog überführt.
Bereits 1979 bis 1986 wurden 3 Sonderbände „Das Tenorlied“ publiziert.
Serie C: Bisher erschienen fünf Bände sowie ein Sonderband „RISM Bibliothekssigel-Gesamtverzeichnis“, herausgegeben von der RISM-Zentralredaktion. Inzwischen wird über die RISM Website eine Datenbank der Bibliothekssigel zur Suche angeboten, die auch Kontaktdaten wie Postadresse, Link zur Website und E-Mail-Adresse enthält. Auch kann durch Anklicken der Bestand einer Institution im RISM Online-Katalog direkt aufgerufen werden. Im Rahmen der Buchpublikationen konnten zuletzt in Zusammenarbeit mit dem Publications Committee der AIBM die revidierten Bände II und III,1 herausgegeben werden. Sie ersetzen die Bände II und III mit Ausnahme des Teils, der die italienischen Sigel enthält. Inzwischen ist in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe Access to Music Archives ( AMA ) in der AIBM eine Überarbeitung der Serie vereinbart, die als Datenbank im Internet bearbeitet und auch angeboten werden soll.
Serie A/II: In dieser Serie werden Handschriften mit mehrstimmiger Musik, die nach 1600 entstanden sind, komplett erfasst und erschlossen. Sie bildet den umfangreichsten Komplex des gesamten RISM und gegenwärtig den Schwerpunkt seiner Arbeit. Dafür werden von Arbeitsgruppen in mehr als 30 Ländern Titelaufnahmen von Musikhandschriften vor Ort in den Bibliotheken und Archiven erarbeitet. Die Ländergruppen erstellen ihre Beschreibungen mit dem Computer und arbeiten in der Mehrzahl über das Internet direkt in den Server des RISM. Dazu stellt die Zentralredaktion das Erfassungsprogramm Kallisto kostenlos zur Verfügung. Die Übermittlung von digitalisierten Informationen minimiert den redaktionellen Aufwand und hilft, die Fertigstellung des Projektes zu beschleunigen.
Seit Beginn des Projektes wurden ca. 880.000 Titelaufnahmen in die RISM-Zentralre-daktion nach Frankfurt gemeldet.
Folgende Arbeitsgruppen haben im Jahr 2013 ihre Titelaufnahmen mit Kallisto erfasst: Belgien: 53 Titel; Deutschland, Dresden: 5.230 Titel, München: 9.233 Titel, Kooperation mit der Staatsbibliothek zu Berlin: 2.533 Titel; Italien, Rom (DHI): 90 Titel; Litauen: 10 Titel; Mexiko: 1 Titel; Österreich, Innsbruck: 1669 [siehe 1] Titel, Lambach: 838 Titel, Linz: 557 Titel, Salzburg: 7 Titel + 38 Titel (Mozarteum), Schlägl: 192 Titel, Vorarlberg: 95 Titel, Wien (Akademie der Wissenschaften): 4.553 [siehe 2] Titel; Polen, Breslau: 67 Titel, Danzig: 1 Titel, Krakau: 117 Titel, Lublin: 2 Titel, Oppeln: 78 Titel, Warschau: 765 Titel; Russland (Glinka Museum, Moskau): 59 Titel; Slowakei: 313 Titel; Slowenien: 360 Titel; Südkorea: 641 Titel; Tschechien, Brünn: 3 Titel, Prag: 2.708 Titel; Ukraine: 96 Titel; Ungarn: 391 Titel, Venezuela: 15 Titel.
Aus Russland (Tschaikowsky Konservatorium, Moskau) wurden noch 508 Titel auf Karteikarten übersandt und von der Zentralredaktion mit weiteren 1.887 Titeln aus Altbeständen in Kallisto eingegeben.
Manche Arbeitsgruppen benutzen ein eigenes System und liefern teilweise erst nach einer längeren Vorlaufzeit ihre Daten. Im Einzelnen sollen hier genannt werden:
England/Vereinigtes Königreich: Gemeinsam mit der RISM-Arbeitsstelle in Irland wurde eine Datenbank der Musikhandschriften aufgebaut, auf die man im Internet (www.rism.org.uk) kostenlos zugreifen kann. Im ersten Halbjahr 2011 konnten 55.000 der dort angebotenen Titel nach Konvertierung in die Datenbank des RISM übertragen werden. Im Dezember 2011 wurden die Daten im RISM Online-Katalog veröffentlicht.
Schweiz: Die Schweizer Arbeitsgruppe hat die Umstellung auf Kallisto nicht mitvollzogen, sondern benutzt ein eigenes Programm, das das Datenmodell der Britischen Arbeitsgruppe verwendet. Die seither eingegebenen Daten werden im Rahmen der Entwicklung des neuen Erfassungsprogramms (s.u.) in die RISM Datenbank kommen.
Frankreich: In der Bibliothèque Nationale in Paris wurde eine Datenbank der hauseigenen Musikhandschriften erstellt, aus der bereits 1999 ein Buchkatalog (Komponisten Buchstabe A-B) erschienen ist. Daneben wurden im Rahmen der Serie „Patrimoine Musical Régional“ handschriftliche und gedruckte Bestände in den Provinzen bearbeitet und ebenfalls als Buchkataloge veröffentlicht. Im Portal „Catalogue collectif de France“ (https://ccfr.bnf.fr/portailccfr/jsp/) sind inzwischen auch Titel von RISM France zu finden. Es sind 8.000 Nachweise von Handschriften vor 1820 (Komponisten A-H) und 15.600 von Drucken vor 1800 aus dem Département de la musique und ca. 34.000 Nachweise aus dem Patrimoine. Ein Datenaustausch ist vereinbart und wurde mit Testdaten erprobt.
Italien: Koordiniert vom Ufficio Ricerca Fondi Musicali (URFM) in Mailand arbeiten verschiedene regionale Gruppen an der Dokumentation von Handschriften, Drucken und anderen Quellen. Die Titel gehen in die nationale Datenbank SBN Musica ein. Der Datenaustausch wird von RISM sehr gewünscht; es konnte aber bisher keine Vereinbarung erzielt werden. Hingegen hat die römische Arbeitsgruppe Istituto di Biografia Musicale (IBIMUS) bisher das Programm PIKaDo verwendet und im Rahmen seiner Projekte direkt an die Zentralredaktion geliefert. Mit Beginn der nächsten Projekte soll Kallisto eingeführt werden.
Darüber hinaus bestehen Kooperationen mit einzelnen Instituten:
Das Deutsche Historische Institut, Rom, bearbeitet im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts die Sammlungen zweier römischer Fürstenhäuser. Die Quellen werden digitalisiert und mit Kallisto nach RISM-Regeln beschrieben.
Mit dem Richard Strauss Quellen Verzeichnis wurde vereinbart, dass die in ihrem Online Angebot (www.rsi-rsqv.de) enthaltenen Beschreibungen von Musikquellen auch im RISM Online-Katalog erscheinen sollen. Im Berichtsjahr konnten bereits 650 Titelaufnahmen eingeführt werden.
Im Rahmen des DFG-Projekts Kompetenzzentrum Forschung und Information Musik (KoFIM) wird die Autographensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin digitalisiert und mit der Software des RISM beschrieben. Nicht nur der Nachweis der Quellen wird über den RISM Online-Katalog erfolgen, dieser wird auch um Links zu den zugehörigen Digitalisaten erweitert.
Im Berichtsjahr konnte die RISM-Manuskriptdatenbank um 33.000 Titel erweitert werden und enthält derzeit ca. 858.000 Titel.
Die CD-ROM zur Serie A/II: „Musikhandschriften nach 1600“ wurde 2008 mit der 16. Ausgabe (14. CD-ROM) eingestellt. Diese enthielt insgesamt 614.000 Titel sowie in drei Spezialdateien – einer Komponisten- (31.000 Einträge), einer Bibliothekssigeldatei (6.870 Einträge) und einer Datei der bei der Quellenbeschreibung herangezogenen Literatur (4.000 Einträge) – insgesamt weitere ca. 50.000 Einträge.
Auf diesen Daten basiert die derzeit noch von EBSCO Publishing Inc. (in Nachfolge von NISC) angebotene Internetdatenbank.
Seit Juli 2010 stellt RISM seinen Online-Katalog kostenlos im Internet zur Verfügung. Die Entwicklung der Suchsoftware wurde durch eine Zusammenarbeit des RISM mit der Bayerischen Staatsbibliothek, München, und der Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz möglich. Der Anfangsbestand von ca. 700.000 Titeln konnte inzwischen um ca. 150.000 auf 851.532 Titel erweitert werden. Der Online-Katalog wurde 2013 im Monat durchschnittlich von 7.756 Personen bei 18.083 Besuchen (im Jahr: 93.075 Personen mit 216.993 Seitenzugriffen) genutzt. Die Weiterentwicklung der Suchfunktionen wird auf Antrag der Bayerischen Staatsbibliothek von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert und wird Anfang 2014 implementiert.
Seit Juli 2013 werden die Daten des Online-Katalogs als open data angeboten. Mitte 2014 werden sie als Linked Open Data zur Verfügung gestellt. Das wird die Nutzung der Daten im wissenschaftlichen und bibliothekarischen Umfeld, insbesondere die Verwendung als Metadaten für Digitalisate, erheblich erleichtern.
Der kostenlos im Internet angebotene Online-Katalog motiviert mehr und mehr Personen und Institutionen dazu, dem Projekt beizutragen. Vor allem wächst das Interesse einzelner Institutionen, ihre Bestände im Online-Katalog des RISM verzeichnet zu sehen. Die Zentralredaktion erhält aber auch zunehmend Hinweise und Korrekturvorschläge von Benutzern.
Der Vorstand des RISM hat beschlossen, die Neuentwicklung des Erfassungsprogramms Kallisto auf Basis des Programms MUSCAT der britisch schweizerischen RISM Arbeitsgruppe vornehmen zu lassen. Das Programm ist plattformunabhängig und open source.
Die RISM-Zentralredaktion sieht es als ihre Aufgabe an, die Arbeitsgruppen technisch und fachlich optimal zu unterstützen. Im technischen Bereich stehen vor allem Datenaustausch und Programmentwicklung im Vordergrund. Die fachliche Unterstützung beginnt mit der Einarbeitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehender oder neuer Arbeitsgruppen, wozu im Berichtsjahr Kurse in Polen (Universität, Posen), Russland (Glinka Museum, Moskau), Slowakei (Nationalbibliothek und Universität, Bratislava), Tschechien (Mährisches Museum, Brünn), Ukraine (Nationalbibliothek, Kiew), und Ungarn (Nationalbibliothek, Budapest) durchgeführt wurden. Redaktionell ist die Zentralredaktion für die Vereinheitlichung der Daten und der Bearbeitung der Normdateien: Namen, Institutionen und (sakrale) Texte verantwortlich. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Arbeitsgruppen, die in diesem Zuge auch eine fortlaufende Betreuung erfahren können. Für eine bessere Kommunikation mit Arbeitsgruppen, Benutzern und interessierten Personen hat die Zentralredaktion in den letzten Jahren einige Mittel entwickelt:
Die Website des RISM, die in Zusammenarbeit mit der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur (Digitale Akademie) entstanden ist, wird von der Zentralredaktion und den Arbeitsgruppen ständig mit neuen Inhalten bestückt und erfreut sich bei 40.086 Besuchern im Jahr, also durchschnittlich 3340 Besuchen pro Monat, weiter steigender Beliebtheit. 1.239 Personen haben sich auf der Seite registriert.
Eine RISM Facebook Seite spricht ein weiteres internationales Publikum an und hat inzwischen 880 Interessenten.
Das RISM-Kurzporträt kann über die Zentralredaktion bezogen werden. Es liegt inzwischen in einer englisch-deutschen und englisch-russischen Ausgabe vor.
In Wikipedia wurden Kurzartikel auf Englisch, Deutsch, Französisch, Italienisch, Niederländisch, Spanisch und Russisch eingestellt.
Zum 60-jährigen Bestehen hat RISM gemeinsam mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur und der Johannes-Gutenberg-Universität, beide Mainz, vom 4. bis 6. Juni 2012 eine Konferenz durchgeführt, die unter dem Thema „Musikdokumentation in Bibliothek, Wissenschaft und Praxis“ stand. Abstracts und Referate sind auf der Website des RISM unter Publikationen auffindbar.
Klaus Keil, im Januar 2014
[1] Davon wurden 1.116 Titel aus einer Arbeitsdatei nach Kallisto übertragen. Diese Titel erscheinen erst nach Überarbeitung im RISM Online-Katalog.
[2] Davon wurden 4.432 Titel aus einer Arbeitsdatei nach Kallisto übertragen. Diese Titel erscheinen ebenfalls erst nach Überarbeitung im RISM Online-Katalog.